Liebe Leser_innen,
ihr haltet nun den zweiten Band der Schriftenreihe "Heimatgeschichten – Schlaglichter auf die extreme Rechte an der Saar" in den Händen. Auch dieser Band entstand wieder durch die Antifa Saar / Projekt AK in Zusammenarbeit mit dem Antifaschistischen Autor_innenkollektiv. Nach der großen Nachfrage zum ersten Band beleuchtet auch der zweite Teil nicht nur einzelne Aspekte der extremen Rechten in der Region, sondern bietet auch einen Blick auf menschenfeindliche Positionen in Strömungen, die gemeinhin nicht als extrem rechts wahrgenommen werden, sowie eine kritische Auseinandersetzung des Umgangs dieser "Mitte" mit der extremen Rechten.
Dass rassistische, antisemitische und sexistische Positionen und deren Propaganda nicht nur im Neonazispektrum ein Zuhause haben, wird den meisten Leser_innen dieser Ausgabe sicher keine neue Erkenntnis sein. Auch fernab der Nazikameradschaften existieren Strukturen, die ihre Aufgabe im Kampf gegen universalistische Ideen und die Revision von Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft sehen. Mit einer Gruppierung, die diesen Kampf aus einer katholischen-fundamentalistischen Position heraus führt, beschäftigt sich der erste Text. Er analysiert die Priesterbruderschaft Pius X., oft als Piusbruderschaft bezeichnet, und ihre Ideologie und zeigt, wie wichtig das Saarland als Stützpunkt für diese extrem rechte Gruppierung ist. Nazikameradschaften gibt es auch in unserer Region seit Jahrzehnten. Viele dieser organisierten Kameradschaften sind heute – auch/gerade durch antifaschistische Intervention – Geschichte. Doch die Protagonist_innen bleiben. Sie organisieren sich in anderen Formen, werden zu Einzelkämpfer_innen oder leben ihre nationalsozialistische Ideologie primär im privaten Bereich aus. So werben sie für ihre nationalsozialistischen Positionen weiter in Betrieben, Familie oder Vereinen. Der zweite Text dieser Ausgabe beleuchtet die Geschichte dieser Kameradschaften und ihre Mitglieder von den 1990er Jahren bis heute und erklärt, wie sich Aktivitätsfelder und Organisationsformen gewandelt haben – oder mancherorts auch fortbestehen. Auch im Polizeiapparat fallen menschenverachtende Positionen und Handlungen immer wieder auf; oftmals nur, weil externe Beobachter_innen wie Antifaschist_innen oder Journalist_innen nicht wegschauen. Das dritte Kapitel sammelt Fälle von Polizeigewalt, die sich in den letzten Jahren in Saarbrücker Dienststellen ereignet haben, und zeigt, dass dahinter oft mehr steckt, als die in solchen Fällen gerne so bezeichneten "Einzelfälle".
Der letzte Text dieser Ausgabe wagt einen historischen Blick auf das Saarbrücker Schloss, den heutigen Sitz des Regionalverbandes Saarbrücken und kritisiert den Umgang des Regionalverbandes mit dieser Geschichte und sein Verhalten, wenn Nazis das Saarbrücker Wahrzeichen zu ihrer Bühne machen.
Diesen Realitäten gilt es, etwas entgegenzusetzen. Auch dieser Band soll dazu beitragen. Dass es nicht bei so einer Veröffentlichung bleiben kann, ist klar. Sie soll euch vor allem dazu dienen, mehr über diese Strukturen zu erfahren und euch in eurem eigenen Handeln unterstützen.
Antifa Saar / Projekt AK und das Antifaschistische Autor_innenkollektiv wünschen euch eine erhellende Lektüre.